Herzschrittmachertherapie

Das Herz des gesunden Erwachsenen schlägt in Ruhe ca. 50-80 mal pro Minute. Unter Belastung steigt die Herzfrequenz auf ≥100-120/min. an. Voraussetzung hierfür sind eine regelrechte Impulsbildung im Vorhof (normalerweise im sog. Sinusknoten) und die Impulsübertragung auf die Hauptkammern durch den AV-Knoten. Störungen der Impulsbildung und / oder -leitung können zu krankhaft niedrigem Herzschlag (Bradykardie) oder sogar kurzen Herzstillständen (Asystolie) führen.

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Quelle: Servier

Langsame Herzrhythmusstörungen können anfallsweise auftreten oder dauerhaft vorliegen. Entsprechend variabel ist das Beschwerdebild. Es reicht von Müdigkeit und Leistungseinschränkung über anfallsweise auftretendem Schwindel bis zur Bewusstlosigkeit (Synkope).

Diagnose und Indikationsstellung

Die Entscheidung, ob ein Herzschrittmacher erforderlich ist, hängt einerseits von den Beschwerden des Patienten und andererseits vom Herzrhythmus ab. Lebenszeit und Pumpkraft werden durch den Schrittmacher i. d. Regel nicht verbessert, wohl aber die Lebensqualität.
Störungen der Impulsbildung / -leitung werden mit dem Elektrokardiogramm (EKG) dokumentiert. Bei anfallsweise auftretenden Rhythmusstörungen / Bradykardien kommt ein Langzeit-EKG oder ein EKG-Ereignisrekorder in Betracht. Wenn die Ursache wiederholt auftretender Bewusstlosigkeiten unklar bleibt, ist der implantiertbare EKG-Ereignisrekorder möglicherweise eine sinnvolle Option. Das Bild zeigt ein solches Gerät (li.) u. das EKG der hiermit dokumentierten langsamen Rhythmusstörung (re.).
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Herzschrittmacher-Implantation

Der Einbau eines Herzschrittmachers ist eine Routine-Operation, die normalerweise ca. 30-60 Minuten dauert. Der Eingriff erfolgt in örtlicher Betäubung und auf Wunsch mit einer zusätzlichen „Schlafspritze“. Prinzipiell kann der Eingriff ambulant durchgeführt werden.

Das Schrittmacher-System besteht aus 2 Anteilen: Dem eigentlichen Schrittmacher-Gerät und den Kabeln (Elektroden). Die Elektroden werden über ein Blutgefäß unter Röntgen-Kontrolle bis zum Herzen vorgebracht, befestigt und mit dem Aggregat verbunden. Normalerweise werden 2 Kabel eingebracht, um eine natürliche Impulsbildung zu wahren (Vorkammer + Hauptkammer). Seltener werden nur 1 oder im Einzelfall 3 Elektroden verwendet.
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Heutige Schrittmacher-Geräte sind klein und werden im Brustbereich unter die Haut implantiert. Der Patient kann am gleichen Tag wieder aufstehen, muss aber die Schulter der betroffenen Seite noch 1-2 Wochen schonen. Das Bild zeig die normale Lage des Gerätes und der Sonden (Bildquelle: Servier)


Schrittmacher-Nachsorge

Um die Funktion des Schrittmachers langfristig zu überwachen und an die Bedürfnisse des Patienten anzupassen, sind regelmäßige ambulante Kontrollen erforderlich, in der Regel in ca. 6-monatigen Intervallen.
Im Rahmen der Schrittmacher-Kontrolle wird mit einem über dem Gerät positionierten Abfragekopf durch die Haut eine Verbindung mit dem Schrittmacher hergestellt (Telemetrie). So können innerhalb weniger Minuten gespeicherte Daten abgefragt, die Funktion des Systems überprüft und die Programmierung des Gerätes angepasst werden.

Zunehmend werden (in Abhängigkeit des Implantates) reguläre Nachsorgen durch Fernabfragen ergänzt und z. T. ersetzt (Telemedizin).

So können z.B. Schrittmacher-Funktionsstörungen oder Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern frühzeitig erkannt und die Sicherheit des Patienten maximiert werden.

Das Herz- & Gefäßzentrum in Göttingen nimmt auch regelmäßig an verschiedenen Studien teil, welche technische oder funktionelle Aspekte und / oder Neuerungen der Herzschrittmachertherapie untersuchen.