Radialispunktion

Was ist eine Radialispunktion?
Die Arteria radialis ist die Schlagader am Handgelenk auf der Daumenseite, dort wo meistens der Puls gemessen wird. Gegenüber liegt auf der „kleinen Finger“ Seite
die Arteria ulnaris. Die Tatsache, dass die Hand von zwei Schlagadern versorgt wird macht es möglich, eine Herzkatheteruntersuchung von der Radialarterie durchzuführen und anschließend einen Druckverband anzulegen, ohne die Durchblutung der Hand zu unterbrechen. Auch die Gabe von Gerinnungshemmern, was für eine Ballonaufdehnung und Stentimplantation (Gefäßstütze) nötig ist, ist so problemlos möglich. Vorteilhaft ist letztlich auch, dass unmittelbar im Bereich der A. radialis keine Nerven verlaufen, die durch einen Druckverband in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.

Vorteile Handgelenks- gegen Leistenpunktion
Neben der geringeren Komplikationsrate (Nachblutung, Aneurysma, u.v.m.) sind auch die Ergebnisse im behandelten Kranzgefäß bei Radialispunktion besser als nach Punktion der Leiste, da die für die Herzkranzgefäße so wichtige Blutverdünnungs-Medikation (ASS / Clopidogrel / Prasugrel / …) quasi nie pausiert werden muss. Die Herzkatheter-Leitlinien empfehlen daher ausdrücklich die Radialispunktion. Nach Radialispunktion muß der Patient außerdem keine Bettruhe einhalten und kann z.B. selbst zur Toilette gehen.
Im HGZ ist die Radialispunktion seit >10 Jahren der Standardzugang; es werden >90% der Interventionen (selbst der Nieren- u. Beinarterien) über die A. radialis durchgeführt.

Wie wird die Radialispunktion durchgeführt?
Nachdem das Assistenzpersonal die Punktionsstelle
vorbereitet hat (sterile Umgebung schaffen), setzt der Untersucher eine lokale Betäubung, so daß sich die
Punktion ähnlich wie eine Blutentnahme anfühlt.
Es wird ein Zugang („Schleuse“) gelegt, über den man unblutig den Katheter einführen kann.

Wann Radialispunktion?
Der Untersucher entscheidet, welcher Punktionsort für die Prozedur der Richtige ist. Voraussetzung ist, dass die Pulsqualität der Handarterien ausreichend gut ist und die Darstellung der Arterien und ggf. Bypässe oder andere relevanter Bereiche erfolgversprechend erscheint.
In wenigen Fällen kann eine Radialispunktion nicht durchgeführt werden (z.B. Zigarettenkonsum <24h), da vermehrt Gefäßspasmen ausgelöst werden können.

Erfahrungen mit der Radialispunktion im HGZ
Im HGZ ist die Radialispunktion seit >10 Jahren der Standardzugang, und es werden >90% aller Interventionen (selbst der Nieren- u. Beinarterien) über die A. radialis durchgeführt. Wir sehen deutlich weniger Nachblutungen (Übersichtsarbeit s. u.) und Komplikationen durch Immobilität wie Thrombosen bzw. Gefäßaneurysmen.
Insbesondere Patienten, die zuvor bereits Erfahrungen mit der Leistenpunktion haben, empfinden das sofortige Aufstehen nach der Untersuchung (z.B. zum Toilettengang) als sehr positiv, außerdem wird der Rücken durch das nicht mehr notwendige lange Liegen  entlastet.

Es geht aber nicht immer von der Radialisarterie
Wenn die A. radialis nicht als Punktionsort in Frage kommt, wird meistens
durch die Leistenarterie punktiert. Nur noch selten wird die Untersuchung von der Brachialarterie in der Armbeuge durchgeführt.

Die Radialispunktion – Übersichtsarbeit von Prof. Dr. J. Dahm (veröffentlicht in „Der Kardiologe“ 2012)